Unfassbar: Mörfelder Klärwerk ließ in 9 Monaten schon 1,5 Millionen Kubikmeter Grundwasser wegpumpen und nutzlos in den Hegbach fließen. Und es läuft weiter……..

Renovierung und Erweiterung der Kläranlage werfen immer neue Fragen auf. Anfangs mit 10 Millionen Euro geplant, lagen die letzten Kostenkalkulationen bei 55 Millionen Euro. Ein Ende der Spirale ist nicht abzusehen. Nach der Geldverschwendung folgt jetzt die Wasserverschwendung. Beim Bau des neuen Belebungsbeckens und der 4. Reinigungsstufe wurde für die Baugrube eine „Grundwasserhaltung“ notwendig. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Eindringen von Grundwasser in eine Baugrube zu verhindern. Entschieden hat man sich, ohne ernsthafte Prüfung oder Kalkulation anderer Möglichkeiten (z. B. Spundwände), für ein „Ableiten“ des einströmenden Grundwassers. Damit wurde eine niederländische Firma beauftragt, die das Wasser abpumpt und über eine mehr als 500 Meter lange Rohrleitung, die den Schwimmbadweg an der Einmündung zur B44 überbrückt, zum Hegbach leitet und an einer stillen Stelle dort hineinplätschern lässt. 

Diese „Pipeline“ bringt das abgepumpte Grundwasser zum Hegbach, wo es einfach wegfließt, während rundum der Wald unter Trockenheit leidet
Eine stilles Plätzchen im Mörfelder Wald: Hier plätschern tagein, tagaus im Schnitt 235 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde in den Hegbach und fließen über den Schwarzbach ungenutzt in den Rhein.

1.525.212 Kubikmeter flossen bisher nutzlos in den Rhein

Von da fließt es über den Hegbachsee in den Schwarzbach und schließlich bei Ginsheim in den Rhein. Laut den Protokollen sind im Zeitraum vom 26.04.2021 bis zum 17.01.2022 insgesamt 1.525 212 Kubikmeter, oder kurz gesagt mehr als 1.5 Millionen Kubikmeter abgepumpt worden. Anschaulich ausgedrückt, ist das ein Würfel von ca. 115 Metern Kantenlänge, mehr als dreieinhalb mal so hoch wie das höchste Gebäude der Stadt, der Wasserturm (32 m). Das Abpumpen soll, wenn auch in vermindertem Maßstab, mit den noch folgenden Baumaßnahmen weitergehen. Zum Vergleich: Der gesamte Wasserverbrauch der Stadt Mörfelden-Walldorf beträgt im Schnitt etwa 1.7 Millionen Kubikmeter in einem ganzen Jahr.

Trotz Dürre und Waldsterben: Das Abpumpen geht weiter

Wir haben eine schon seit 2019 andauernde Trockenheit, die Waldschäden rund um Mörfelden-Walldorf sind riesig. In der direkten Umgebung der Kläranlage ist schon eine Grundwasserabsenkung zu beobachten, der Wald beginnt zu leiden. Aus der Rüsselsheimer Straße gibt es erste Meldungen über ein Absinken des Grundwasserpegels. Aber alles, was man aus dem Rathaus hört, sind Appelle an die Bevölkerung,

Wasser einzusparen. Hat sich denn noch niemand aus den Stadtwerken Gedanken darüber gemacht, ob man wenigstens einen Teil der riesigen abgepumpten Wassermenge irgendwo in einem trockenen Waldgebiet versickern lassen könnte, anstatt sie völlig nutzlos in den Rhein zu leiten? Oder darüber, die noch in Planung befindlichen weiteren Baugruben auf dem Klärwerksgelände mit Spundwänden zu sichern, anstatt weiterhin das Grundwasser einfach wegzupumpen?  Soll das die neue Grüne Wasserpolitik sein?