Ei, da kann man gar nichts machen. Oder vielleicht doch?

Rund 1.250 Kinder Ü3 und U3 sind in den Kindertagesstätten in Mörfelden und Walldorf untergebracht. Weitere 250 (davon 100 mit Anspruch bis Sommer 2022) stehen auf der Warteliste. Das heißt, jedes 6. Kind bekommt keinen Platz – und das trotz eines Gesetzes, das jedem Kind das Recht auf einen KiTa-Platz einräumt. 

250 Kinder – das sind 250 Familien oder Alleinerziehende, die nicht wissen, wie sie den Spagat zwischen Job und Kind schaffen sollen. In vielen Fällen hängt ein  lebenswichtiger zweiter Job in der Familie von einem KiTa-Platz ab. Der ist bitter nötig, um bei den gegenwärtigen Preisexplosionen halbwegs über die Runden zu kommen.


Kinder ab dem ersten vollendeten Lebensjahr haben einen Anspruch auf einen Platz in einer Kindertagesstätte.
Das steht auf dem Papier, und jeder kann es auf der Homepage der Stadt nachlesen. Aber jedes 6. Kind wird abgelehnt
und kommt auf eine Warteliste.

Schuld sind immer die anderen

Die Damen und Herren der grün-schwarzen Koalition in unseren Rathäusern können wortreich erklären, warum das so ist. Auch Landes- und Bundespolitiker können dasUnd alle haben eines gemeinsam: Sie sind nicht schuld. Schuld sind immer die anderen.

Man hat zwar genug Platz in unseren KiTas – aber keine Erziehrinnen und Erzieher. Warum? Es gibt zu wenige. Warum?  Es werden zu wenige ausgebildet. Warum? Das Land ist schuld.

Das hilft aber den Eltern nicht weiter. Was tut die Stadtverwaltung, außer kunstvoll formulierte Ablehnungsschreiben zu versenden? Es gibt zwei Hauptausreden:  (1) „Ei, da können wir gar nichts machen“  (2) „Es war schon immer so, aber durch die ukrainischen Flüchtlinge ist es dieses Jahr halt noch schlimmer.“

Aber ist das wirklich so?

Dagegen stehen Aussagen aus verschiedenen „privaten Trägern“, die bislang nur Kinder unter 3 Jahren betreuen. Von dort hört man: „Wir würden gerne auch Ü3-Kinder nehmen. Das Raumangebot haben wir in Aussicht, und wir haben auch die Möglichkeit, sofort Erzieherinnen einzustellen. Aber uns wurde von der Stadt mitgeteilt, dass unsere Angebot nicht nötig sei, die Stadt habe genug Plätze“.

Trotz der Garantie eines KiTa-Platzes haben über 250 Eltern und einen solchen Brief bekommen

Wer hat hier recht?

Das ist eine katastrophale und gesetzeswidrige Lage, die besonders arbeitende Menschen trifft, die keine „Besserverdiener“ sind. Warum geht als Antwort darauf nicht einmal ein Ruck durch die Verwaltungsspitze und die Amtsstuben von Bürgermeister und Sozialdezernent? Warum sucht man nicht nach bisher nicht begangenen Wegen? 

Anderswo mangelt es nicht an Einfallsreichtum

Bei der Umwandlung des Walldorfer Badesees in eine „Badestelle“ hat man ein ungeheuer trick- und phantasiereiches „Modell“ gefunden, um dem zuständigen hasenfüßigen Amtsleiter die Angst zu nehmen, irgendwann für irgendetwas verantwortlich zu sein. Können sich die gleichen listigen Köpfe vielleicht mal das KiTa-Problem vornehmen?

Wendige Juristen haben im Auftrag der Stadtverwaltung herausgefunden, dass die zahlreichen Flughafenbediensteten in der Stadtverordnetenversammlung den Sitzungsraum nicht mehr wegen Befangenheit verlassen müssen, wenn Flughafenthemen auf der Tagesordnung stehen (obwohl das der § 25 HGO zwingend vorschreibt). Kann man dieselben findig-windigen Juristen nicht mal darauf ansetzen, einen Weg zu finden, wie die 250 Kinder auf der Warteliste zu ihrem nach  § 24 SGB VIII  verbrieften Recht auf ihren Kindergartenplatz kommen?

Geht doch? Im Prinzip ja – aber leider nur für den Krieg……

Die Bundesregierung hat einen Weg gefunden, an der Verfassung vorbei den Rüstungskonzernen 100 Milliarden Euro in den Körperteil zu blasen, auf dem die Verwaltungsspitze das Problem „aussitzt“. Ganz davon abgesehen, dass dieses Geld im Kindergarten-  und Schulbereich besser aufgehoben wäre –  könnte die Stadtverwaltung sich nicht etwas abgucken und auch mal überlegen, wie man raffiniert und gerissen Vorschriften umgeht, wenn man damit den verzweifelten Eltern helfen kann?

„Geht nicht – gibt’s nicht“ ist zu einem Sprichwort geworden. Kennt man das in den Rathäusern?  „Phantasie an die Macht“ war einmal eine Parole junger Leute. Aber Phantasie ist in unseren Rathäusern ziemlich selten anzutreffen.