Bürgermeisterwahl 2025: Was tun?
Der Elefant im Raum: Die SPD fehlt. Was machen ihre Wähler?
Die SPD hatte mit Lennart Pfaff auf einen Kandidaten von anderswo gesetzt. „Der 38 Jahre alte Sport-Crack und Oberstudienrat will für die SPD im nächsten Jahr den ‚Rathaus-Thron‘ in der Doppelstadt zurückerobern“, schrieb das Darmstädter ECHO am 26. April 2024. Mit Bernhard Brehl hatte das ja 1976 funktioniert. Aber mit Lennart Pfaff hatte die SPD Pech: Im Januar 2025 warf er überraschend das Handtuch. Nach einer geheimnisvoll formulierten Presseerklärung kommt seitdem aus den Reihen der SPD nur noch verbissenes Schweigen. Die wie ein Elefant im Raum stehende Frage ist: Was macht jetzt die „verwaiste“ Stammwählerschaft der SPD, die 2019 im ersten Wahlgang noch 31,3% auf die Waage gebracht hatte? (Gegenüber 27,4% für die CDU). Die SPD konnte sich nicht zu einer Wahlempfehlung durchringen, noch nicht einmal zu einem Gespräch mit dem einzigen „im Ring“ verbliebenen linken Kandidaten Alfred J. Arndt und seiner Fraktion, der DKP / Linke Liste.
Was bisher geschah:
“Die Stadtfarbe ist Rot”. So stand es in der alten Stadtsatzung von Mörfelden. Das bezog sich nicht nur auf das Wappen der Stadt Mörfelden, sondern war politisch gemeint: Die Arbeiterparteien SPD und KPD hatten die Mehrheit in Mörfelden und Walldorf, bevor 1933 das Großkapital Hitler die Macht zuschob. Nach dem 2. Weltkrieg prägten SPD und KPD wiederum die politische Landschaft in beiden Städten. Alle Bürgermeister von Mörfelden und Walldorf (und seit 1976 von Mörfelden-Walldorf) waren SPD-Leute. Die machten nicht immer die linke Politik, die viele ihrer Wähler von ihnen erwarteten. Aber sie waren ein klares Zeichen gegen die „Schwarzen“, die in keinem der Stadtteile wirklich viel zu sagen hatten. Das änderte sich 2019, als der letzte SPD-Bürgermeister Heinz-Peter Becker wegen der Koalition abgestraft wurde, die die SPD mit den Freien Wählern und der FDP eingegangen war. Zum ersten Mal zog mit Thomas Winkler ein Grüner ins Rathaus – eine „Zeitenwende“. Zwei Jahre später fand er auch eine Mehrheit in der 2021 neu gewählten Stadtverordnetenversammlung: Die Grünen gingen eine Koalition mit der CDU ein. Ein klarer Tabubruch: Die genau so stark vertretene SPD wäre zur Koalition mit den Grünen bereit gewesen, wurde aber verschmäht. Damit waren die „Schwarzen“ ihrem Ziel, der SPD ihre „Hochburg“ abzunehmen, wieder ein Stück näher gekommen. Karsten Groß, schon lange erpicht auf den Bürgermeisterposten, wurde zunächst mal Erster Stadtrat und machte Thomas Winkler als Leitwolf im Rathaus starke Konkurrenz. Er nutzte jede Gelegenheit, ins Rampenlicht zu kommen, und spielte den oft unbeholfen agierenden Grünen an die Wand. Im Mai 2024 kündigte die CDU – wie erwartet – die Koalition mit den Grünen auf, und Karsten Groß eröffnete aus dem Rathaus heraus den Wahlkampf um den Bürgermeisterposten.
Was geschehen kann:
Bei allem Wohlwollen für den agilen Macher darf man nie vergessen: Die CDU ist und bleibt eine Partei des Groß- und Rüstungskapitals. Das bestätigen aktuelle Affären immer wieder. Das bestätigt auch die Kriegspolitik, die Friedrich Merz in Berlin und Boris Rhein in Wiesbaden betreiben. Sie wollen um jeden Preis die Lücke schließen, die Donald Trump in der Front gegen Russland aufgerissen hat. Das Geld dazu sammeln sie an Supermarktkassen und Zapfsäulen ein, und sie greifen tief in die Gemeindekassen. Karsten Groß wäre als Bürgermeister der verlängerte Arm dieser Politik, die den Städten und Gemeinden schon jetzt viele Geldmittel entzieht. Um Finanzlücken zu stopfen, ist der CDU noch nie etwas anderes eingefallen, als Steuern und Gebühren zu erhöhen, Leistungen zu streichen oder neue Abgaben einzuführen. Karsten Groß wäre keine Ausnahme. Er ist ein Wolf, der Kreide gefressen hat.
Was haben wir sonst noch?
Neben dem grünen Amtsinhaber bewerben sich noch zwei „bürgerliche“ Kandidaten. Zunächst Burkhard Ziegler (Freie Wähler). Er hatte 2016 den Sturz von Stadtkämmerer Franz-Rudolf Urhahn eingefädelt und dann selbst diesen Posten übernommen. Gerade mal eine Wahlzeit später konnte er seinen eigenen Sturz nur durch vorzeitigen Rücktritt verhindern. Nun träumt er von der Rückkehr ins Rathaus. Er ist mit seinen Förderern von 2016 noch immer verbunden und spielt schwer nachprüfbaren, aber nicht verstummen wollenden Hinweisen aus der Bevölkerung zu Folge eine undurchsichtige Rolle bei Grundstückskäufen in Mörfelden-Walldorf.
Als „Wild Card“ ist Patrick Hohlbein (parteilos) im Spiel. In Deutschland hat die Herabwürdigung parlamentarischer Auseinandersetzungen als „Parteienstreit“ eine lange Tradition. Manche(r) mag deshalb mit dem Gedanken spielen, einem davon „unbelasteten“ Parteilosen die Stimme zu geben. Ob dieser mit seinen schon recht naiv anmutenden politischen Vorstellungen in den Haifischbecken der Rathäuser eine Chance hätte, sei dahingestellt.
Was also tun?
Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten haben eine gemeinsame Geschichte. Sie haben sich zwar nach 1914 gewaltig auseinander entwickelt. Mit Herrn Scholz verbindet uns kaum etwas, mit Herrn Pistorius verbindet uns gar nichts mehr. Aber im kommunalpolitischen Rahmen sind die heute noch verbliebenen Schnittmengen gar nicht so klein. Darüber sollte man bei dieser Wahl nachdenken. Die Stadtfarbe sollte wieder Rot werden.
SPD-Wähler – traut Euch!

Wer mehr von unserem Kandidaten sehen und hören will:
Auf youtube gibt es ein Interview und den Mitschnitt einer Podiumsdiskussion, die vom Kinder- und Jugendrat der Stadt Mörfelden-Walldorf mitveranstaltet wurde.
Hier sind die Shortlinks:
Podiumsdiskussion im Bürgerhaus: https://shorturl.at/GGt0P
Interview „Pianobank“: https://shorturl.at/iNSG1